Die Bezeichnung „Picky Eater“ bedeutet übersetzt „wählerischer Esser“
Gebraucht wird der Begriff im klinischen Setting für die sensorische Nahrungsverweigerung. Er wird aber auch für das eingeschränkte Essverhalten von Kleinkindern verwendet, welches noch keinen Krankheitswert hat.
Von sensorischer Nahrungsverweigerung würde man bis zum sechsten Lebensjahr sprechen, danach fällt es in die Kategorie Essstörung.
Grundsätzlich sollte man sich bei einem auffälligen Verhalten, welches länger als vier Wochen anhält und sich nur auf wenige Lebensmittel beschränkt oder mit Gewichtsverlust einhergeht, an einen Arzt wenden.
Aber was ist jetzt ein auffällig eingeschränktes Essverhalten?
Eine allgemeingültige Definition oder ein einheitliches Bewertungskriterium gibt nicht. Es werden meistens eine Konsistenz z.B. nur Breiiges oder eine Geschmacksrichtung oder sogar einzelne Nahrungsmittel vom Kind favorisiert.
Bei einem Vollbild eines Picky Eaters handelt es sich um eine Fütterungsstörung, die ärztlich abgeklärt werden sollte.
Gründe für dieses Verhalten könnte die sensorische Reizverarbeitung, insbesondere eine verstärkte Reizwahrnehmung sein. Ein Beispiel wäre, dass bestimmte Geschmacksrichtungen besonders intensiv wahrgenommen werden.
Aber auch schlechte Erfahrungen im Essenskontext beispielsweise Verschlucken, kann ein Grund sein, dass nur breiige Kost vorgezogen wird. Ärztlich abgeklärt müsste in so einem Fall eine Fehlbildung der Speiseröhre.
Auch eine späte Einführung von stückigen Lebensmitteln in der Beikost, wird mit dem Verhalten in Zusammenhang gebracht.
Neben den Ursachen mit Krankheitswert kann aber auch einfach die Autonomiephase des Kindes den Anstoß für ein selbstbestimmtes Essverhalten liefern, was im Kleinkindalter dann unter anderem heißen kann „Ich bestimme selbst, dass ich nur trockene Nudeln esse“. Aus Sorge der Eltern wird hier häufig energisch, teilweise mit Druck versucht das Kind zum Essen zu bewegen, meist kennen die Eltern es aus ihrer eigenen Erziehung nicht anders, wo noch großen Wert drauf gelegt wurde, dass der Teller leer gegessen werden muss. Doch auf diesen Druck reagieren die Kleinen meist nur mit mehr Verweigerung, stattdessen sollte man Ihnen den Genuss am Essen vorleben, ein vielseitiges Angebot machen und sie eine Zeit lang gewähren lassen. Grob kann man sich hier an den vier Wochen orientieren. Falls ein Kind auch nach vier Wochen ausschließlich trockene Nudeln ist, dürfen die Eltern anfangen sich Sorgen zu machen. Doch die meisten Kinder fangen bei genug Auswahl und entspannter Atmosphäre spätestens nach ein paar Tagen wieder an abwechslungsreicher zu essen.
Die Skepsis unbekannter Nahrung gegenüber ist evolutionär gesehen sehr sinnvoll. Wenn die Steinzeitkleinkinder sich alles in den Mund gesteckt hätten, was essbar aussieht, hätten sie vermutlich nicht lange überlebt. Wenn Sie jedoch oft genug beobachtet haben, dass ein Erwachsener dieses oder jenes Nahrungsmittel aß und ihnen zum Probieren gab, wurde es als sicher und essbar eingestuft. In unserer modernen Welt mag es lästig wirken, dass ein Kleinkind Lebensmittel bis zu zwanzig Mal probieren muss, bis es sie akzeptiert.
Kritisch bei dem eingeschränkten Essverhalten wird zunächst die Zufuhr von Eisen und Zink. Problematisch äußert sich auch die mangelnde Zufuhr von Ballaststoffen, durch zu geringe Mengen an Vollkorn, Obst und Gemüseverzehr, was sich als Verstopfung äußern kann.
Wie geht man jetzt mit so einem kleinen Picky Eater um?
- Entspannt bleiben, so schwer das auch klingen mag.
- Ausreichend Abwechslung in der Auswahl anbieten.
- Verarbeitete Nahrungsmittel und kalorienreiche Getränke auf ein Minimum reduzieren.
- Kinder bei der Nahrungszubereitung helfen lassen.
- Regelmäßige Mahlzeiten anbieten.
- Kreative Zubereitung und Anrichten der Nahrungsmitteln.
- Realistische Erwartung an die Portionsgröße des Kindes.
- Vorbild sein am besten andere Kinder als Vorbilder.
- Wenn nötig Essenstagebuch des Kindes um sich selber einen Überblick zu verschaffen.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Dem Kind das Vertrauen schenken, ob und wie viel es essen mag. Aus einem vorangegangenen Artikel („Weiß mein Baby selbst was es essen muss?“) wissen wir, dass Kinder sich intuitiv die Nährstoffe holen, die sie brauchen, vorausgesetzt sie erhalten ein geeignetes Angebot.
Quellen:
Caroline M. Taylor and Pauline M. Emmett: Picky eating in children: causes and consequences https://hannover-logopaedie.de/kinder/picky-eater/
Cardona Cano, S. Hoek, Hans W.Bryant-Waugh, Rachel the current state of research- Picky eating